AKTIEN NEWSROOM - Riot Platforms: Besser als Bitcoin?


Riot Platforms


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Das Geschäftsmodell im Wandel

In der Vergangenheit haben wir bereits viel über börsennotierte Kryptominer geschrieben. Alle haben sie nur ein Ziel: Ihre Rechenzentren für weniger Geld zu betreiben, als sie durch das Bitcoin Mining einnehmen. Die Einnahmen aus dem Bitcoin Mining haben zwei Quellen: Dem derzeit 6,25 Bitcoin (ca. 200.000 USD) schweren sogenannten Block Reward, der Belohnung für das Lösen eines Blocks in der Bitcoin Blockchain und den Transaktionskosten, die jedem der Transaktionen auf der Bitcoin Blockchain tätigt, in Rechnung gestellt werden. Die Block Rewards sind eine unvorhersehbare Einnahme, da es dem Zufall obliegt, ob man den Block gewinnt. Der Prozess hinter dem Block Reward besteht daraus Zahlenkombinationen zu erraten, bis die passende gefunden wird – wie bei einem Fahrradschloss alle möglichen Kombinationen auszuprobieren, bis der korrekte Code gefunden wird. Der Block Reward wird alle vier Jahre halbiert (Halving) und das zu lösende Rätsel wird immer schwerer bzw. erfordert immer mehr Rechenleistung. Grundsätzlich keine schöne Geschäftsprognose. Doch stellt man fest, dass alle Bitcoin Miner inzwischen mehr Geld mit Transaktionskosten, als mit Block Rewards einnehmen und entwickeln dadurch ein immer planbareres Geschäftsmodell.

 

Die Geschichte hinter Riot Platforms

Schaut man sich den Kurs der Riot Aktie an, findet man eine Kurshistorie, die bis in das Jahr 2004 reicht, weit bevor das Bitcoin Whitepaper überhaupt begonnen wurde. Riot Platforms war nicht der Erfinder des Bitcoins, sondern hieß bis 2017 noch Bioptix Inc. und war ein börsennotiertes Microcap, das Anlegern versprach durch seine Biotech Patente reich zu werden – der Kursverlauf spiegelt das wahre Ende der Geschichte wider. 2017 fand sich eine Gruppe an aktivistischen Investoren, die im Zuge des Bitcoin Hypes die Gelegenheit nutzten, um den Namen des Unternehmens in Riot Blockchain zu ändern. Das Versprechen der Firma lautete nun, mit der Blockchain Technologie reich zu werden. Die Umbenennung allein führte bereits zu vielen Käufen der Aktie und entsprechenden Kurssteigerungen. Operativ folgten eine Weile später eine Investition in eine Kryptobörse und der Kauf einer Kryptomining Anlage jeweils zu vollkommen überzogenen Kaufpreisen – es musste schließlich schnell gehen, um das versprochene Geschäft auch tatsächlich zu verfolgen. Die Versprechen zahlten sich aus und die aktivistischen Investoren vervielfachten ihre ursprünglichen Investments, einige der Retail Investoren verpassten den Ausstieg und saßen auf großen Buchverlusten. Das Kerngeschäft jedoch blieb bei Krypto. Die Beteiligungen an Kryptostartups florierten nicht unbedingt, das Krypto Mining erwies sich jedoch als hochgradig profitabel und zeigte Wachstumspotential. Entsprechendes hochkarätiges Personal mit Erfahrung aus dem Rechenzentrumsbereich wurde aufgebaut und die Mining Anlagen hochprofessionell ausgebaut.

Kein triviales Geschäftsmodell

Bitcoin Mining klingt in der Theorie einfach: Rechner kaufen, in eine Wellblechhütte stellen, günstigen Strom anschließen und Bitcoins schürfen, die man dann verkauft. Das ganze Modell ist aber weitaus vielfältiger. Bitcoins können entweder verkauft oder gehalten werden oder gar ver- oder beliehen werden, hier haben die Miner viel Gestaltungsspielraum mit ihren Assets. Da Miner in der Regel nur bei einem bestimmten Bitcoinpreis (in 2023 lag der Durchschnitt bei ca. 18.000 USD – diese Zahl ist bei jedem Miner sehr anders) profitabel minen können, haben sie die Möglichkeit ihre Anlagen bei geringen Bitcoinpreisen stillstehen zu lassen und ihren ungenutzten Strom aus langfristigen Versorgungsverträgen zu verkaufen. Da Riot Platforms seine Anlagen in Texas stehen hat, wo der letzte Winter eiskalt war, konnte Riot seinen Strom für mehr Geld verkaufen, als sie dafür bezahlt hatten. Krypto Miner müssen im Gegensatz zu normalen Rechenzentren nicht permanent online sein, sondern können ihre Anlagen immer dann einschalten, wenn ein profitabler Betrieb in Aussicht ist – auch wenn die Anlagen nur eine Minute im Betrieb sind. So konnte insbesondere Riot Platforms seine Anlagen hochfahren, um Spitzenlasten im Stromnetz auszugleichen und damit sogar für den Stromverbrauch bezahlt werden – bekanntlich kann man Strom nicht einfach in der Leitung parken. So haben Krypto Miner viele Stellschrauben, um ihr Geschäftsmodell schnell zu optimieren und anzupassen. Jedoch haben insbesondere Bewohner in Texas gegen Bitcoin Mining geklagt, da die Miner direkt für eine Strompreiserhöhung von über 5% verantwortlich waren.

 

Die Zahlen hinter Riot Platforms

Riot Platforms ist nach einer Aufstockung seiner Mining Kapazitäten inzwischen bei einer Mining Kapazität von 20,1 Exa-Hash pro Sekunde bei einer globalen Hashrate von knapp über 300 Exa-Hash. Riot Platforms hat damit derzeit etwa 7% der gesamten Hashrate, Rechenleistung im Bitcoin Netzwerk. Riot Platforms betreibt diverse Rechenzentren, davon das größte in Rockdale Texas, mit einer Kapazität von etwa 750 Megawatt, ca. 20% der Spitzenleistung von Deutschlands größtem Braunkohlekraftwerk in Neurath.

Die Bruttomargen des Geschäfts sind beeindruckend: Im Bitcoin Spitzenjahr 2021 hatte Riot eine Bruttomarge von über 60% und selbst im Folgejahr 2022 mit katastrophalen Bitcoin Kursen noch eine Bruttomarge von 25%. Zum Vergleich: BMW hat aktuell eine Bruttomarge von ca. 16%.

Riot Platforms steht derzeit mit einer soliden Bilanz da: 160 Millionen Cash und 120 Millionen USD in Bitcoin stehen 160 Millionen USD Schulden gegenüber. Zum Ausbau des Geschäfts wurden stetig neue Aktien ausgegeben, anstatt Schulden aufzunehmen oder Bitcoins zu verkaufen – Eigenkapital muss man schließlich nicht zurückzahlen. Riot Platforms nutzt zur Ausgabe neuer Aktien immer Zeitpunkte in denen die Aktie stark steigt, wie in 2020 oder auch im laufenden Jahr und baut so ein Cashpolster für die schlechteren Jahre auf. Riot Platforms ist durch seinen recht hohen Marktwert und hohe Liquidität für das Segment beliebt bei passiv investierenden ETFs und genießt den Vorteil passiv, also ohne allzu genaues hinschauen gekauft zu werden. So kann Riot Abnehmer für viele Aktien finden ohne sich groß rechtfertigen zu müssen.

 

Die Parallelen zu Wettbewerbern

Riot Platforms sticht gegenüber seinen Wettbewerbern durch seine derzeit solide Bilanz hervor, die im Hochzinsumfeld einen Vorteil gegenüber stark verschuldeten Unternehmen hat. Wettbewerber Core Scientific meldete auf Grund des hohen Schuldenberges im letzten Jahr Insolvenz an. Andere Bitcoin Miner hingegen verkaufen ihren gesamten Bitcoin Bestand direkt und profitieren deshalb nicht mehr direkt von Kurssteigerungen. Riot Platforms ist gegenüber Wettbewerbern ein echter Bitcoin Proxy: Hoher Bitcoin Bestand, ausschließlicher Fokus auf Bitcoin Mining und kein herkömmliches Rechenzentrumgeschäft erklären, dass Riot mehr von Preissteigerungen bei Bitcoin profitiert als andere Miner – aber auch vom Kursverlust bei Bitcoin. Der starke regionale Fokus auf Texas ist eine zusätzliche Besonderheit, die durch eine starke Energieinfrastruktur vorteilhaft ist – 1 Gigawattstunde in Texas fällt wirklich nicht ins Gewicht. Texas verbraucht mit 30 Mio. Einwohnern etwa so viel Strom wie Deutschland im Jahr.

 

Der Ausblick

Die Aktien von Minern haben gegenüber reinen Kryptowährungen einen entscheidenden Vorteil: Aktien werden im traditionellen Finanzsystem gehandelt, Kryptowährungen noch nicht. Miningaktien haben so Zugang zu institutionellen Anlegern, wie Hedgefonds, ETFs und Pensionskassen usw.. Außerdem ist der Handel in Miningaktien deutlich liquider. Ein Vergleich: Die wertvollste Kryptowährung Bitcoin hat eine durchschnittliche Tagesliquidität von etwa 1 Mrd. USD über alle Kryptobörsen hinweg. Die Aktie von Apple hat durchschnittlich ein Tagesvolumen von etwa 10 Mrd. USD, nur an amerikanischen Börsen. In der Vergangenheit bedeutet dies für Riot Platforms in guten Marktphasen eine deutliche Outperformance gegenüber Bitcoin. Seit Jahresanfang hat der Bitcoin sich im Wert etwa verdoppelt – Riot Platforms hat sich verdreifacht. Die zwei Assets sind sehr stark korreliert und teilen sich so die Risiken. Wer sich für Kryptowährungen oder Kryptominer entscheiden muss, kann zwischen den Risiken der Verwahrung von Kryptowährungen oder den Bilanzrisiken von Kryptominern wählen.

Riot Platforms nutzte den Aufschwung bei Bitcoin in diesem Jahr zum Aufbau seiner Kapazitäten und zur Ausgabe weiterer Aktien. Die gesunde Bilanz und die schiere Größe sind ein klarer Vorteil für Riot Platforms – solange sich die Aktionäre ihre Anteile verwässern lassen.

Riot Platforms gehört mit ca. 2,48% zu einer der größten Positionen im ART Transformer Equities.

 



Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar.