AKTIEN NEWSROOM - Microsoft: Kein Typ für Player 2


Microsoft


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Zwei Kids aus dem reichen Vorort

Die Geschichte von Microsoft hat vermutlich mehr Leute motiviert ihr Studium abzubrechen als notwendig. Die zwei Gründer von Microsoft Bill Gates und Paul Allen brachen beide ihr Studium ab und wurden Multi Milliardäre. Bill Gates war lange Zeit die reichste Person der Welt und Paul Allen besaß u.a. eine 126 Meter lange Yacht „Octopus“ mit einem eigenen Bei-U-Boot.

Beide Gründer wuchsen in wohlhabenden und gut vernetzten Akademikerfamilien auf und hatten in ihrer elitären Schule, die sie beide ab Mitte der 1960er besuchten, Zugang zu Computern, der ihnen erlaubte sich sehr früh mit Programmierung zu beschäftigen. Demnach ein entscheidender Vorteil, den potenzielle Studienabbrecher nicht außer Acht lassen dürfen.

 

Das nie endende Urlaubssemester

Microcomputer und Software waren also die Expertise der beiden Jungs. Gates nahm sich 1976 ein Urlaubssemester an der Harvard Universität und Allen etwas Freizeit von seinem Job, um ihr gemeinsames Unternehmen Microsoft rund um die Altair Software zu gründen. Das Geschäftsmodell Software gegen Lizenzgebühren zu verkaufen war unendlich skalierbar und fast alle Hersteller von Computern nutzten die Software von Microsoft in abgewandelter Form – sogar Apple beauftragte Microsoft 1977 mit der Entwicklung von Software.

Der nächste Erfolg der Firma war auch schon vorprogrammiert. Die Mutter von Bill Gates kannte aus einer Wohltätigkeitsorganisation den CEO von IBM, dem derzeit größten Technologieunternehmen und dieser war sichtlich begeistert von der Leistung ihres Sohnes. Die IBM PC Abteilung suchte einen Hersteller für ein Betriebssystem und entschied sich gegen den derzeitigen Marktführer Digital Research und für das Startup Microsoft. Hieraus entstand DOS, das schnell zum führenden Betriebssystem der Welt wurde, da Microsoft von IBM geringe Entwicklungskosten verlangte, dafür aber das Recht behielt die Software auch an andere Hersteller zu vertreiben – never touch a running system.

Der große Erfolg kam 1985 mit Windows, einer grafischen Oberfläche für DOS, die das bekannte Konzept des Desktop PCs einführte. Microsoft wurde durch Windows zum Marktführer für PC-Betriebssysteme und hat bis heute nie unter 70% Marktanteil gehabt. Der Erfolg schien einfach nicht aufzuhören: Microsoft Office wurde trotz Konkurrenz im Bereich Textverarbeitung und Tabellenkalkulation zum goldenen Standard – es lief auf Windows einfach am besten. Als Microsoft diese Praktik mit ihrem Webbrowser Internet Explorer nutzte, wurde ihnen dies aber von der Wettbewerbsbehörde unter Androhung der Zerschlagung verboten.

 

Zocken für die Zukunft

Computerspiele standen lange nicht im Fokus von Microsoft, darum sollten sich die Spielkinder aus der entsprechenden Industrie kümmern. Microsoft vertrat den Standpunkt, man verdiene mit seinen sinnvollen Programmen schließlich nicht nur Geld, sondern mache die Welt auch effizienter. 1992 gab es tatsächlich zwei solche Spielkinder im Konzern. Sie veröffentlichten das Spiel Microsoft Golf, das von der Krawatte tragenden Windows und Office Kundschaft sogar gut angenommen wurde. So wurde die Gamingabteilung auf 6 Leute erweitert, der Konzern hatte mittlerweile fast 12.000 Angestellte und 2,5 Milliarden USD Jahresumsatz. Der Gaming-Markt wuchs aber schneller als die Microsoft interne Abteilung und der Konzern konnte dieses Wachstum nur durch den Kauf diverser Gaming Studios kompensieren. Sämtliche Zukäufe wurden schließlich in die Geschäftseinheit Microsoft Games eingegliedert. Die 1995 erschienene Programmierschnittstelle Direct X erlaubte es Entwicklern nun hochwertige Computerspiele für Windows zu programmieren und motivierte damit die Gamer von MS DOS auf Windows 95 zu updaten. Die erste Version von DirectX bewegte noch recht wenig, aber ein Update, dass komplexe 3D Spiele und die Verwendung von Grafikkarten ermöglichte, sorgte für einen rasanten Umstieg auf die neue Plattform. Viele Computerspielklassiker wurden basierend auf der Microsoft Technologie Direct X gebaut.

Eine Box die deinen Namen trägt

Vier Ingenieure im Direct X Team dachten sich eines Abends, dass ihre Programmierschnittstelle erfolgreich genug sei, um als eigenes Betriebssystem zu funktionieren und auf einer Heimkonsole zu laufen. Der Marktstart der Xbox, die durch hohe Entwicklungskosten bei Microsoft intern als „Sarg-Box“ bezeichnet wurde, erfolgte 2002 und Bill Gates verkaufte persönlich die ersten Exemplare. Dank der angekündigten Flagschiffspiele wie Halo war die Xbox in den USA ein Erfolg, in Japan durch die beliebte Playstation von Sony und die für japanische Verhältnisse viel zu großen Controller war sie nur mäßig erfolgreich. Trotz hoher Absatzzahlen war die erste Xbox ein Verlustgeschäft, das Management sah dies aber als Eintrittsgebühr in den Konsolenmarkt an. Das Nachfolgemodell die Xbox 360 war dafür ein großer Kassenschlager und wurde weltweit über 40 Millionen Mal verkauft.

Mit der Xbox 360 hatte Microsoft sich nun einen festen Platz im Konsolenmarkt erkämpft, die Marktführerschaft müssen sie sich aber mit Sony teilen.

 

Microsoft ist kein Typ für Player 2

Heute macht Gaming etwa 8% des Umsatzes von Microsoft aus und in den ersten Quartalen von 2022 wuchs der Gamingumsatz stärker als der des Gesamtkonzerns. Gaming ist bei Microsoft zwar damit nicht das Kerngeschäft, da Office alleine für 20% des Umsatzes verantwortlich ist, aber mit fast 16 Milliarden USD Umsatz in 2021 war Microsoft das zweitgrößte Gaming Unternehmen der Welt. Der ewige Rivale Sony erreichte 24 Milliarden USD Umsatz. Die Übernahme von Activision Blizzard kann derzeit aus regulatorischen Gründen noch nicht finalisiert werden, doch würde sie mit ca. 8 Milliarden USD zusätzlichen Umsatz Microsoft auf Augenhöhe mit Sony bringen.

Die neue Version der Xbox bleibt stark hinter den Erwartungen zurück und sieht neben der Playstation 5 aus wie ein Ladenhüter. Dafür wächst aber das Microsoft Gaming Abo, ein Service bei dem man sich sämtliche Spiele aus dem Microsoft Universum gegen monatliche Gebühr ausleihen kann, umso stärker. Als etabliertes Gaming Powerhouse deckt Microsoft alle Bereiche des Gamings ab: Spiele, Konsolen, Abos, Zubehör und Beteiligungen an innovativen neuen Spieleherstellern. So hat sich Microsoft dieses Jahr am Blockchain Gaming Unternehmen Wemade beteiligt. Die Strategie von Microsoft kennt man aus anderen Geschäftsbereichen: Die führende Plattform am Markt werden, auch wenn man sich dies teilweise erkaufen muss und dann die Dominanz Stück für Stück ausnutzen.

Der Software Konzern ist es einfach nicht gewöhnt Spieler zweiter Klasse zu sein, koste es was es wolle.



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