AKTIEN NEWSROOM - Coinbase – Eine unspektakuläre Erfolgsstory


Coinbase


Lesezeit: 3 Minuten

Ein Banker, ein Programmierer und ein Unbekannter lernen sich im Internet kennen und treffen sich in einem Cafe. Daraus ergab sich kein schlechtes Date, sondern ein 86 Milliarden USD schwerer Börsengang. Der Weg dahin war von Sauberkeit und Ordnung geprägt.  

Der Programmierer 

Der Programmierer Brian Armstrong ist zwar nicht mit einem bekannten Raumfahrer oder Rennradfahrer verwandt, dafür aber mit Ingenieuren. Der 39-Jährige wuchs als Sohn von IT-Ingenieuren in der Nähe von San Francisco auf und verbrachte nach seinem Informatikstudium ein Jahr in Argentinien, wo er hautnah eine Hyperinflation und ein desolates Finanzsystem erlebte. Als untriebiger Programmierer arbeitete er zunächst bei IBM und dann bei dem Unterkunftsportal Airbnb. Bei dem Zimmervermittler störte er sich an der Komplexität von internationalen Finanztransaktionen, die für ihn als Programmierer völlig unverständlich aufwendig waren: Wie konnte eine Zahlung von USA nach Südamerika Tage brauchen, wenn eine E-Mail nur Sekunden braucht?  

Der Unbekannte 

Der Unbekannte Satoshi Nakamoto hatte 2008 sein Whitepaper zu Bitcoin veröffentlicht, in dem er ein Zahlungssystem beschreibt, das mit Technologie statt ineffizienter Regulierung stabilisiert wird. 10 Minuten für eine Transaktion ohne in eine Bankfiliale zu müssen oder einem instabilen südamerikanischen Bankensystem ausgesetzt zu sein war für Armstrong trotz des veralteten Codes bahnbrechend. Seine ersten Bitcoins musste Armstrong mühsam kaufen oder selbst minen. Der Unbekannte hatte den Code für das Bitcoin Netzwerk, nicht aber die Brücke zum traditionellen Finanzsystem gebaut.  

Der Banker 

Fred Ehrsam wuchs in Boston auf, war als Kind ein Profi Gamer und war wildes Klicken am Computer gewöhnt. Nach einem Informatik Studium an der Duke University und ein paar wilden Nächten mit seiner Studentenverbindung fuhr er mit seiner Karriere vor dem Bildschirm fort und heuerte bei Goldman Sachs als Währungshändler an. In einem Paper eines ihm bekannten Professors las er 2010 über Bitcoin und war an den Arbitragemöglichkeiten der Kryptobörsen interessiert. So begann er in seiner Freizeit Kryptowährungen zu handeln. 

Das Café in San Francisco 

Armstrong programmierte 2011 neben seinem Job den ersten Entwurf für Coinbase, um den Einstieg zur Kryptowelt zu bauen. 2012 stellte er sein Konzept bei dem Accelerator Y-Collector in San Francisco vor. Diese waren von seiner Idee überzeugt, aber suchten explizit keine One Man Show. Armstrong musste schnell einen Mitgründer finden und wandte sich an das Onlineforum Reddit, wo er im Bitcoin Chatroom einen Mitgründer suchte. So lernte er Fred Ehrsam kennen und traf sich mit ihm im Café in San Francisco.  

Das Wachstum 

Die ersten 150.000 USD bekam das Duo von Y-Collector für die Entwicklung des Prototypen der Coinbase Plattform. Andere Kryptounternehmen suchten zu der Zeit ihr Geld über ICOs. Der Anspruch von Coinbase war immer über den regulierten Markt Kapital zu beschaffen und innerhalb existierender Spielregeln zu agieren. So folgten Investments renommierter Kapitalgeber wie A16z und Union Square Ventures, später von der New York Stock Exchange. Insgesamt 540 Millionen an Finanzierung erhielt Coinbase von Kapitalgebern und damit mehr als jedes andere Blockchain Unternehmen. Das Geschäftsmodell bestand nur daraus Bitcoin gegen Banküberweisungen zu verkaufen und anzukaufen. 2014 hatte Coinbase schon über eine Millionen Nutzer. Erst 2016 bot Coinbase auch den Handel mit Ethereum an. Während andere Kryptobörsen wie Mt. Gox gehacked wurden oder durch Behörden geschlossen wurden, konnte Coinbase sich bewähren. Seit 2014 sind 42% der eröffneten Kryptobörsen verschwunden. Frühzeitig setzte Coinbase auf ein Multisignature Wallet, dass Nutzern ein Wallet für Kryptowährungen bot mit einer mehrschichtigen Passwortstruktur, die für Hacker bedeutend schwerer zu überwinden war. Die amerikanische Börsen- und Geldwäscheaufsicht hatte Coinbase schon früh im Visier. Das Netzwerk und Knowhow der Gründer ermöglichte eine Anfrage der Steuerbehörde über alle Kundendaten von 2013-2015 innerhalb von 21 Tagen zufriedenstellend zu beantworten. Die Kombination aus IT-Struktur und regulatorischer Sicherheit übertrugen die Gründer in weitere Länder. Das über den Appstore erhältliche Coinbase Wallet war schon global verfügbar und der Markenname daher bekannt. Coinbase musste nur in jedem neuen Land die regulatorische Erlaubnis einholen, um Kryptowährungen gegen Banküberweisungen verkaufen zu dürfen. Die Expansion erfolgte zunächst nach Kanada und Singapur und kurz darauf nach Europa.  

Der Börsengang 

Das rasante Wachstum auf 43 Millionen Nutzer in 100 Ländern und die hohen Erwartungen der Investoren führten 2021 zum bestmöglichsten Börsengang. Einen Tag nach dem Allzeithoch des Bitcoins von über 62,000 Dollar platziere Coinbase 114,9 Millionen Aktien zu einem Unternehmenswert von 86 Milliarden USD – mehr als die Muttergesellschaft der New Yorker Börse, der weltweit größten Börse, wert war. Ein erfolgreicher Börsengang den Insider bei Coinbase nutzten, um Aktien im Wert von über 5 Milliarden USD zu versilbern. Die Direktplatzierung der Aktien beim Börsengang, ohne die Unterstützung einer Investmentbank, unterstreicht den Erfolg des Börsengangs umso mehr. Kleiner fun fact: Beim Börsengang wurde das Erscheinen von Satoshi Nakamoto als Risiko beschrieben.  

Die Zukunft 

Coinbase verdient überwiegend noch sein Geld mit den Gebühren auf Kryptowährungshandel und hat eine starke Marktposition in den USA. Die Weiterentwicklung der Blockchain Technologie eröffnet ständig neue Geschäftsmodelle für Coinbase. Das ursprüngliche Ziel die Brücke in die Krypto Welt zu ermöglichen hat Coinbase erfolgreich gemeistert. Nun ist die Aufgabe die Kryptowelt weiter attraktiv zu halten. Im typischen Kryptowährungshandel besteht großer Wettbewerb durch andere Börsen und DeFi Protokolle, die schon jetzt zum Preiskampf führen. Daher steht Coinbase unter großem Druck schnell neue Geschäftsmodelle im Blockchain Bereich zu finden. 

So setzt Coinbase mit seinem Investitionsarm Coinbase Ventures auf die Tokens und Protokolle, die im Web 3.0 maßgeblich Wert schöpfen. Bisher hat Coinbase in über 250 Unternehmen investiert. Seinen inzwischen 100 Millionen Kunden bietet Coinbase bisher den Zugang zu der  Kryptowährungswelt an. Ebendieser Kundschaft kann Coinbase zukünftig auch Zugang zu Web 3.0 Applikationen bieten. Wie immer im regulierten und sicheren Umfeld – mühsam aber stetig ernährt sich das Eichhörnchen.  

Die Aktie 

Seit seiner Erstnotierung hat die Coinbase Aktie etwa 80% verloren und wird derzeit unter Erwartung eines Verlustes und Umsatzrückgangs für das Jahr 2022 gehandelt. Die Aktie korreliert stark mit der Wertentwicklung von Kryptowährungen. Die Q3 Ergebnisse sind für den 3.11.2022 angesetzt und Analysten erwarten auch für dieses Quartal einen wesentlichen Umsatzrückgang. Die Erfolge neuer Geschäftsbereiche werden derzeit vom Kapitalmarkt nahezu unbeachtet gelassen.



Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar.