AKTIEN NEWSROOM - EPAM Systems: Von Einzimmerwohnung zu global Player


EPAM Systems


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ausgeschriebene Name von EPAM-Systems. Das erst 1993 von zwei Studenten gegründete Unternehmen wurde zunächst von der Einzimmerwohnung des weißrussischen Gründers Arkadiy Dobkin in New Jersey geführt. Die Pläne der Gründer lagen ursprünglich darin Software für Firmenkunden zu entwickeln. 1995 gelang dem Startup ein Paukenschlag mit dem ersten Großprojekt: Die Entwicklung der gesamten nordamerikanischen Warenhaus IT Infrastruktur für den Luxusmodekonzern Bally aus der Schweiz. Erfolge mit Kunden wie Palmolive sprachen sich schnell herum und gewannen die Aufmerksamkeit von SAP Gründer Hasso Plattner. Dieser war von den Programmierkünsten des damals 15-köpfigen Teams so überzeugt, dass SAP EPAM Systems mit der Programmierung einer Sales Force Automation Software beauftrage, einer Softwareinfrastruktur für Warenlager. Mit diesem Vertrag begann der Aufstieg zu einem globalen IT-Konzern. Einen weiteren Glücksgriff machte die Firma bei der Fokussierung auf E-Commerce und dem Verkauf seiner Dienstleistungen in Zeiten der DotCom Blase. Überhöhte Erwartungen an den Markt brachten EPAM viele lukrative Aufträge für die Entwicklung von End to End Lösungen ein. Sie sollen den gesamten Wertschöpfungsprozess begleiten: Von der Bestellung durch den Kunden im Internet bishin zur Verbuchung im Rechnungswesen und der Weitergabe in das Warenlager. Um die wachsenden Aufträge zu stemmen tätigte EPAM Übernahmen vieler Softwareentwicklerfirmen, vor allem in Osteuropa. So wuchs die Firma auf über 4.500 Angestellte im Jahr 2008, die im Zuge der Rezession und einer überfälligen Restrukturierung bis 2009 wieder um ca. 100 Angestellte sank. Die Restrukturierung wirkte wie ein Raketenstart, da EPAM seine Mitarbeiterzahl bis zum Börsengang 2012 verdreifachte und mindestens eine Übernahme im Jahr tätigte. Aktionäre und Investoren waren ebenso erfreut: Durchschnittlich über 27% Umsatzwachstum pro Jahr (Stand Ende 2021) pro Jahr seit Erstnotierung und über 25% Gewinnwachstum lassen eine Performance der Aktie von 34% p.a. realistisch erscheinen. Der Konzern ist auf fast 60.000 Mitarbeiter an 50 Standorten gewachsen (Stand Ende 2021) und wird immer noch von einem der Gründer geführt – mittlerweile nicht mehr aus der Einzimmerwohnung heraus. Mit ca. 3,7 Mrd. USD Umsatz im Jahr 2021 ist EPAM im Vergleich zu IBM mit ca. 57,3 Mrd. USD Umsatz zwar ein kleineres Haus. Die Wachstumsraten von EPAM übertrumpfen die von IBM allerdings bei Weitem.

Harte Zeiten für EPAM

Derzeit hat EPAM wieder begonnen sein Personal in Indien abzubauen und rechnet mit einem Einbruch von hochdotierten Projekten. Als Softwareentwickler ist EPAM natürlich abhängig von der finanziellen Lage seiner Kunden. Herausforderungen hat EPAM ebenfalls durch seine Präsenz in Osteuropa. Es werden zwar nur 4,5% des Umsatzes in Osteuropa erwirtschaftet, aber die wichtigsten Entwicklerstandorte für das hochprofitable Cloud Geschäft sind in Russland und der Ukraine. Der Wegfall dieser Entwicklerkapazitäten führte zu einer Kürzung der Umsatzprognose für 2022 und wurde dieses Jahr von den Börsen besonders abgestraft.

Wie schon im Jahr 2008 kann hier wieder die Chance für starkes Wachstum liegen.

Blockchain Projekte

Als Softwareentwickler für Großkunden bewies EPAM bei seinem Fokus auf E-Commerce Innovationsgeist. Seit 2016 entwickelt EPAM für seine Firmenkunden auch Blockchain Lösungen, derzeit noch im kleineren Rahmen für ca. 30 Kunden mit einem 100 Mann großen Team. Entwickelte Use Cases finden sich in der Agrarkultur, Versicherungsbranche und auch der Logistik. EPAM sieht bei Blockchain große Vorteile in der Interoperabilität unterschiedlicher Branchen: Wer dieses Jahr wieder eine Auslandsreise gebucht hat, kennt ggfs. das Problem: Man benötigt einen Flug, eine Reiserücktrittsversicherung, eine Auslandskrankenversicherung, Transport und Unterkunft vor Ort, ein Visum und so weiter – bei jedem zuständigen Dienstleiser müssen Daten erneut eingeben werden. EPAM hat hierfür eine Lösung erarbeitet, die Versicherungen ermöglicht Daten sicher mit Fluggesellschaften auszutauschen. So kann der Versicherer genauer Prämien kalkulieren und erspart sich den Aufbau einer eigenen Datenbank. Im Gesundheitsbereich hat EPAM Lösungen entwickelt, die eine Blockchain basierte Patientenakte ermöglichen, sodass Ärzte und Versicherungen global auf dieselben Daten zugreifen können. In der Logistik setzt EPAM auch darauf unterschiedliche Akteure besser zu vernetzen. In der Lieferkettenfinanzierung haben sie die Möglichkeit geschaffen, den Banken direkt eine Schnittstelle zur Lieferkette zu bauen, damit keine Reibungsverluste entstehen. Gewissermaßen ist EPAM im Bereich Blockchain ein direkter Wettbewerber für IBM, die derzeit „nur“ durch Personalstärke auftrumpfen.

EPAM beschreibt Blockchain Technologie selbst als vielversprechende Technologie, die noch in seinen Kinderschuhen steckt. In einem Interview aus diesem Jahr beschreibt eine Prokuristin von EPAM das Konzept von Web 3.0 als technische Revolution für die Firmenkunden. Es handelt sich der Unternehmensvertreterin zufolge um ein Update der Spielregeln für die digitale Wirtschaft. EPAM wurde in einer Studie von 2018 als eine der 10 relevantesten Unternehmen weltweit für die Entwicklung von skalierbaren Blockchain Lösungen gekürt. Besonders der Ethereum Merge eröffnet EPAM neue Möglichkeiten, um innovative Softwarelösungen zu schaffen.



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